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Gerade eben noch hat Peter Parker (Tom Holland) als Spider-Man das Team vom Tony Stark aka Iron Man (Robert Downey jr.) in Captain America: Civil War unterstützt, nun sitzt der 15-jährige wieder im Alltag in Queens fest. Dies fällt ihm ziemlich schwer - und dann taucht mit dem ominösen Vulture (Michael Keaton) ein neuer, gefährlicher Schurke auf.
Bereits die Veröffentlichung der Vlogging-Sequenz zeigte, welchen Weg Spider-Man: Homecoming einschlagen wird. Weg von epischen Actionszenen, in denen im Vorbeigehen ganze Städte in Schutt und Asche gelegt werden, und hin zu Filmen, die den Menschen hinter dem Superhelden beleuchten.
Peter Parker hat es in seiner Schule nicht leicht. Zwar ist er ein begabter Schüler, jedoch nicht wirklich "popular", wie es an amerikanischen High-Schools genannt wird. Da benötigt es im Drehbuch nicht sehr viel Erklärung, warum Peter nach seiner Rückkehr nach New York erst einmal Mailbox- und SMS-Terror bei Happy Hogan (Jon Favreau), Starks Assistenten, betreibt. Ein Held möchte der Jugendlich gerne wieder sein, und immerhin hat er sich in der Schlacht am Flughafen ja auch ordentlich geschlagen. Happy hat jedoch genug um die Ohren, sodass das Babysitting von Spider-Man keine Priorität hat.
Der junge Superheld im Alltag
Da die Avengers jedoch gerade unter den Jugendlichen populär sind, ist es logisch, dass Peter nicht nur Katzen aus Bäumen retten möchte. Hier spielt der Film gelungen mit dem Konflikt, dass ein Superheld zwar seine Identität in der Regel geheim halten sollte, dies im normalen Leben jedoch schwierig ist - immerhin könnte jeder damit seine Beliebtheit und sein Ansehen im Handumdrehen steigern.
Gerade der Lebensstil Tony Starks führt das Peter immer wieder vor Augen, schließlich hält Stark mit seiner Identität als Iron Man nicht wirklich hinterm Berg. Somit ist die Motivation von Peter schnell nachvollzogen und wirkt damit nicht überzogen.
Tom Holland erweist sich nach seinem Debüt in Captain America: Civil War definitiv als die richtige Wahl für diese Figur. Der junge Darsteller schafft den Spagat zwischen Held und Jugendlicher mühelos und lässt Peter Parker sogar in dessen tollpatschigen Momenten noch würdevoll aussehen.
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Liebevoll gezeichnete Nebencharaktere
Passend ist außerdem, dass der Held im Alltag dennoch kein Einzelgänger sein muss. Man hat ihm mit seinem besten Freund Ned (Jacob Batalon), der verschrobenen Michelle (Zendaya Coleman) und Liz (Laura Harrier) gelungene Figuren an die Seite gestellt. Zwar ist Ned hier der Stereotyp des übergewichtigen Nerds, dies fängt Batalon mit seiner Spielfreude jedoch leicht wieder auf.
Besonders erfrischend ist, dass der Handlungsstrang um Peters heimlicher Liebe zu Liz nicht in den Mittelpunkt gerät und sich damit nicht überstrapaziert. Sonst hätte Spider-Man: Homecoming schnell zu einer High-School-Schnulze verkommen können. So jedoch gelingt dem Film die Balance zwischen Themen, die den Alltag eines Jugendlichen bestimmen, und dem Kampf gegen den neuen Schurken.
Und sogar der Bösewicht bleibt dieses Mal im Gedächtnis
Mit Vulture präsentiert sich endlich mal ein Gegner im Marvcel Cinematic Universe, der nicht bereits mit dem Abspann vergessen ist. Denn Vulture aka Adrian Toomes erfüllt nicht das gängige Klischee eines Antagonisten: durch diverse Traumata in der Kindheit von Rache getrieben und dabei bar jeder Logik. Vielmehr erzählt der Film kurz, aber geschickt, wie aus Toomes letztendlich Vulture wird. Michael Keaton füllt diese Figur hervorragend aus und gibt ihr Facetten, die man anderen Bösewichten vor ihm gewünscht hätte. Höhepunkt ist hier definitiv eine Szene mit Tom Holland, in der beide Schauspieler auf Augenhöhe agieren und mit einem reinen Dialog für immense Spannung sorgen.
Gut eingesetzt sind auch die kurzen Auftritte von Tony Stark. Ließen Trailer und Marketing-Maschine vor Filmstart von befürchten, dass Iron Man Spider-Man die Show stehlen könnte, ist schnell klar, dass Szenen mit Parkers Mentor wohldosiert eingesetzt werden. Robert Downey jr. nimmt sich entsprechend zurück, lässt aber durchblicken, dass ihm die Rolle auch nach knapp zehn Jahren noch gewaltigen Spaß macht.
Aber auch Spider-Man ist nicht perfekt
Ein großes Manko hat Spider-Man: Homecoming jedoch: die Actionszenen. Unvermeidlich für jeden Blockbuster, jedoch wäre hier die Devise "weniger ist mehr" die vermutlich bessere Wahl gewesen. Es entsteht der Eindruck, als hätte man die Zeit gestoppt, bis die nächste epische Sequenz fällig war. Es knallt, es rummst, dazu fliegen die Spinnenfäden, als gäbe es kein Morgen. Bereits der Trailer zeigte, welche Richtung der Film einschlägt. Dabei hätte Spider-Man: Homecoming dies gar nicht nötig.
Denn die Rückkehr von Peter Parker ist keine Origin-Story, wie man sie zum Beispiel von Doctor Strange kennt. Vielmehr erzählt der Film eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, die unterhaltsam beschreibt, mit welchen Hindernissen und Problemen ein junger Superheld zu kämpfen hat und welche Rückschläge er dabei erleidet.
Fazit
Spider-Man: Homecoming feiert die Rückkehr von Peter Parker auf seine Art. Das Ensemble legt bis in die kleinsten Nebenrollen eine Spielfreude an den Tag, die auch kleine Schwächen des Drehbuchs auffängt. Der Marvel-eigenen Witz fährt sich hierbei auf ein angenehmes Maß zurück. Und damit hat Peter Parker genug Zeit, um eindrucksvoll vom unbeholfenen Jugendlichen zum jungen Mann zu reifen.