Happy Birthday - 25 Jahre Star Trek: Deep Space Nine

Die Produzenten von Star Trek standen mit dem großen Erfolg der Next Generation Anfang der 90er Jahre vor einer reizvollen, aber auch ambitionierten Aufgabe. Eine zweite Serie sollte das Franchise bereichern und erstmals parallel zum Vorgänger laufen.

Seit dem Start der Crew um Captain Picard hatte sich eine neue Vielfalt im Bereich der SF im Fernsehen entwickelt. Durch den großen Erfolg der Serie folgten schnell weitere Versuche, ähnliche Formate zu etablieren. Zu den erfolgreicheren gehörten SeaQuest DSV, Quantum Leap und Babylon 5. Andere wie TimeTrax oder Space Rangers verschwanden recht schnell und leise wieder in der Versenkung.

Und dann war 1992 ja auch noch eine gänzlich neuartige Serie auf Sendung gegangen – mit The X-Files verwob Chris Carter eine Cop-Show mit übernatürlichen Elementen und einer großangelegten Alien-Verschwörung. Die Serie erwischte in jeder Hinsicht den Zeitgeist und entwickelte sich zu einem Phänomen, das bis heute anhält.

Irgendwo in diesem Mix aus Qualität und neuer Quantität seinen Platz zu erobern und zu behalten, war mit Sicherheit keine allzu leichte Aufgabe.

Es hätte jedoch auf der anderen Seite auch keinen besseren Zeitpunkt für den Versuch geben können, eine zweite Fernsehserie am Markt zu etablieren. Die Einschaltquoten von Star Trek: The Next Generation waren so gut und konstant wie nie, mit Star Trek: Generations war die Staffelübergabe im Kino längst beschlossene Sache, und auf Seite der Medien und Fans schien der Hype noch lange nicht am Limit angekommen zu sein.

Somit blieb für die Produzenten nur noch die Frage zu klären, welchen Weg man wählen würde: Eine weitere Serie im Stile dessen zu produzieren, was bereits funktionierte – oder einen komplett anderen Ansatz zu wählen. Ob die erste Variante bezüglich der Quoten besser funktioniert hätte, kann niemand beantworten – qualitativ wurde in jedem Fall die richtige Entscheidung getroffen. Für die Gesamtheit von Star Trek hat Star Trek: Deep Space Nine eine ganz neue Welt ausgelotet – und das Universum in jeder Hinsicht bereichert. Die Originalserie war von Gene Roddenberry als eine Art "Wagon Train to the Stars" konzipiert gewesen. Hier nun fragte man, was mit den eroberten Territorien passierte, nachdem sich der Staub gelegt hatte. Somit folgte man erneut einem Western-Thema und machte dieses auch gleich an einigen Details deutlich: Es gab eine Bar mit viel Alkohol und Glücksspiel unter der Führung eines verschlagenen Besitzers, einen undurchsichtigen Gesetzeshüter, viele aufeinanderprallende Kulturen und Sichtweisen sowie eine belebte Flaniermeile, auf der immer etwas los war.

Am 3. Januar 1993 startete die Serie mit der Episode "Emissary" in ihre erste Staffel. Doch trotz eines großen Publikums zum Start hatte sie wie auch später Star Trek: Voyager und Star Trek: Enterprise und ganz im Gegensatz zu Quotengarant Star Trek: The Next Generation mit konstant schwindenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Diese pendelten sich gegen Ende der Laufzeit zwar auf einem gewissen Level ein, von einer extrem erfolgreichen Laufzeit kann jedoch keine Rede sein. Zu hoch waren die Maßstäbe, die die Crew der NCC-1701-D zuvor gesetzt hatte. Daran änderte auch nichts, dass man mit Beginn der dritten Staffel mit der Defiant ein kleines wendiges Kampfschiff und in der vierten Staffel Michael Dorn als Worf in die Serie einbezogen hatte. Zwar wurde die Serie damit durchaus aufgewertet, die Quoten erholten sich aber nicht (mehr).

Dabei war Star Trek: Deep Space Nine die außergewöhnlichste Trek-Inkarnation. Ausgefeilte Stammfiguren, hervorragende Darsteller (allen voran Avery Brooks, Rene Auberjonois und Alexander Siddig), ineinandergreifende Handlungsstränge (über Jahre) und viele herausragende Gastdarsteller (Marc Alaimo, Jeffrey Combs, Andrew Robinson) machten die Serie zu jeder Zeit sehenswert.

Auch die vielen persönlichen und familiären Verwicklungen, die beizeiten an typische Soap-Operas erinnerten machen Star Treks dunklen Bruder zu einer ganz neuen Erfahrung.

Aus der erwähnten Andersartigkeit ergab sich aber wahrscheinlich auch das größte Problem: Alle, die an die klinische Reinheit von Star Trek: The Next Generation gewöhnt waren, werden mit dem dreckigen Charme auf DS9 vielleicht wenig anzufangen gewusst haben. Dafür wurden jedoch sicherlich auch andere Zuschauerkreise erschlossen, die vorher Trek unter Umständen wenig Beachtung geschenkt hatten.

Auch der in späteren Jahren immer zentraler eingesetzte Krieg gegen das Dominion könnte noch Zuschauer vergrault haben, die lieber das freundliche und zuversichtliche Weltbild des Gene Roddenberry wieder und wieder erleben wollten. Doch war es nicht so, dass man bei DS9 dieses Weltbild ignorierte. Man nahm sich vielmehr die Freiheit, einen etwas anderen Weg zu gehen und realistischer auf das Grauen eines Krieges einzugehen und die Protagonisten nicht vor den Folgen ihrer Handlungen zu beschützen. Kriege hatte es in Star Trek immer gegeben und Konflikte mit anderen Spezies waren seit den Tagen von Captain Kirk Teil der Erzählungen. Hier hatte man das Rad für Trek-Verhältnisse nicht neu erfunden, sondern schlicht eine ganze Ecke über den Tellerrand geschaut.

In gewisser Weise war DS9 inhaltlich eine konsequente Weiterführung der ohnehin vorhandenen Ideen. Es ging jedoch auch immer auf elementare Weise um die Figuren – und das war hier so spürbar wie in keiner anderen Serie.

Für mich ist und bleibt Star Trek: Deep Space Nine die beste, ambitionierteste und selbstbewussteste Trek-Serie. Danke für sieben Staffeln hervorragende Unterhaltung und alles Gute zum Geburtstag!

Autor und Journalist Björn Sülter, der exklusiv für Robots & Dragons über Star Trek: Discovery schreibt, seinen Podcast Planet Trek fm präsentiert und in seinen Kolumnen Sülters IDIC und Sülters Warpkernkette über alle Winkel des Trek-Universums berichtet, bringt dieses Jahr sein Buch „Es lebe Star Trek" heraus. Auszüge daraus finden sich in diesem Artikel. Informationen zur Veröffentlichung gibt es zu einem späteren Zeitpunkt hier, auf seiner Seite Sülters Sendepause, seinem Twitter-Account oder beim Verlag in Farbe und Bunt.

Star Trek: Deep Space Nine

Originaltitel: Star Trek: Deep Space Nine (1993-1999)
Erstaustrahlung am 03. Januar 1993 / 28. Januar 1994 auf SAT.1
Darsteller: Avery Brooks (Benjamin Sisko), René Auberjonois (Odo), Terry Farrell (Jadzia Dax), Cirroc Lofton (Jake Sisko), Colm Meaney (Miles O'Brien), Armin Shimerman (Quark), Alexander Siddig (Julian Bashir), Nana Visitor (Kira Nerys), Michael Dorn (Worf, Staffel 4-7), Nicole de Boer (Ezri Dax, Staffel 7)
Produzenten: Rick Berman, Michael Piller, Ira Steven Behr
Staffeln: 7
Anzahl der Episoden: 176


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