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Nachdem sich die meisten Figuren aus Game of Thrones zum Staffelauftakt in Winterfell versammelt haben, beginnt in "A Knight of the Seven Kingdoms" nun das Warten auf die Armee der Untoten. Die zweite Episode der finale Staffel bietet keine Action und besteht fast ausschließlich aus Charaktermomenten. Trotzdem vergeht die Zeit wie im Flug, und es kommt zu keinem Moment Langeweile auf.
Die Konflikte
Der Auftakt beginnt zunächst konfliktreich. Sansa, Daenerys und Jon müssen entscheiden, wie sie mit Jamie verfahren. Hier muss man zugeben, dass die Sache im Vorfeld etwas problematischer aufgebaut wurde, als es am Ende ist. Trotz der vielen Verfehlungen in Jamies Leben reicht die Aussage von Brienne, um Sansa umzustimmen. Jon bleibt dagegen seinem pragmatischen Vorgehen treu und akzeptiert weiterhin jede Person, die gegen die Untoten kämpfen möchten. Danach ist Daenerys gewissermaßen überstimmt.
Der Einzige, der an der Sache noch etwas hätte ändern können, ist vermutlich Bran. Dieser bleibt jedoch, wie zu erwarten war, stumm. Zudem sorgt dies für eine nette Szene zwischen Bran und Jamie im späteren Verlauf der Folge, bei der sich der Lannister bei dem jungen Mann entschuldigt und noch einmal beweist, wie sehr er sich verändert hat.
Nach dem eher frostigen Auftakt zwischen Sansa und Daenerys versucht Letztere anschließend, die Kluft zwischen den beiden Frauen etwas zu schließen. Dies gelingt ihr zunächst auch auf nachvollziehbare Weise. Beide haben durchaus einige Dinge gemeinsam, was sich dann aber auch als die große Krux zwischen ihnen erweist. Sowohl Sansa als auch die Daenerys wollen sich niemandem unterordnen, und so ist ihre größte Gemeinsamkeit auch gleichzeitig der Punkt, der sie vermutlich in einen unausweichlichen Konflikt treiben wird.
Aber auch zwischen Daenerys und Jon geht es in "A Knight of the Seven Kingdoms" etwas frostig zu. Der König des Nordens weiß zunächst nicht, wie er seiner, nennen wir es Freundin seine kürzlich erworbenen Kenntnisse in Hinblick auf seine Herkunft erklären kann. Seine Lösung ist, ihr erst einmal aus dem Weg zu gehen. Am Ende nutzt er den ungünstigsten Zeitpunkt überhaupt für die Enthüllung, denn die Armee der Untoten ist kurz davor, an die Tore von Winterfell zu klopfen.
Für den Aufbau eines weiteren kommenden Konflikts reicht es aber doch. Selbst in ihrer Überraschung und ihrem Unglaube zieht Daenerys sofort den richtigen Schluss in Hinblick auf Jons Thronanspruch. Diese Aussage lässt Jon allerdings deutlich aufhorchen, da Daenerys sofort an ihre Macht und die Auswirkungen auf den Kampf um den Thron denkt. Jon hat ihr jedoch damals die Treue geschworen, weil sie anders als die bisherigen Herrscher sein wollte. Nach den Aussagen von Sam in der letzten Woche ist dies nun schon das zweite Mal, dass Jon klar gemacht wird, dass der Thron die erste Priorität bei Daenerys genießt und sich alles andere unterordnen muss.
Ein letzter Abend
Auch wenn die Episode ein paar Konflikte weiterspinnt, nehmen diese im Vergleich zur Gesamtlaufzeit nur relativ wenig Zeit ein. Den Hauptteil der Episode verbringt der Zuschauer mit verschiedenen Figuren, die sich noch eine letzte Nacht vor der finalen Schlacht gönnen. Es zeigt, wie sehr einem die Figuren von Game of Thrones ans Herz gewachsen sind, dass trotz der Tatsache, dass eigentlich relativ wenig passiert, zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Die Autoren haben so viele schönen Szenen geschaffen, man möchte sie fast schon verfluchen. Denn sind wir mal ehrlich, es dürften doch einige von den Figuren in der kommenden Woche über die Klinge springen.
Ein Highlight der Episode ist natürlich der Ritterschlag für Brienne of Tarth. Der Moment selbst, Jamie als derjenige, der den Ritterschlag vornimmt und die emotionale Reaktion von Brienne: Einfach alles an der Szene ist perfekt. Generell ist die Gruppe vor dem Feuer wunderbar zusammengestellt, und es fast schon schade, dass man nur Ausschnitte aus der Unterhaltung zu sehen bekommt. Auf der anderen Seite würde man sonst eine ganze Reihe von anderen tollen Momenten verpassen, wie das Aufeinandertreffen der Mormont-Cousins, die Wiedervereinigung der ehemaligen Nachtwachen-Mitglieder, die Übergabe des Schwertes von Sam an Ser Jorah, um nur einige zu nennen.
Trotz der düsteren Stimmung haben die Autoren zudem den Humor nicht vergessen. "A Knight of the Seven Kingdoms" bietet eine ganze Reihe von Szenen, die einen laut lachen lassen. So wird die Folge nie wirklich deprimierend, auch wenn der Untergang anscheinend bevorsteht.
Der Kampf gegen die Untoten
Trotz der anrückenden Armee wird nur ein kurzer Moment der Folge der tatsächlichen Schlachtplanung gewidmet. Während der Planung enthüllt Bran auch das Ziel des Nachtkönigs, das jetzt aber nicht sonderlich kreativ ausfällt. Wenn die Showrunner im Vorfeld der Serie in Interviews betonen, dass der Anführer der Armee der Untoten ein bestimmtes Ziel verfolgt, das in den finalen Folgen enthüllt wird, dann hat der Zuschauer natürlich eine Erwartungshaltung. Einfach alle Menschen umbringen, ist dann eine kleine Enttäuschung, weil das aus seinen bisherigen Handlungen ohnehin klar war.
Auch der Plan, wie man ihn stoppt, fällt bisher nicht unbedingt komplex aus. Zudem stellt sich die Frage, warum der Nachtkönig überhaupt einen Solo-Angriff auf Bran riskieren sollte. Wenn seine Armee ohnehin total überlegen ist, könnte er sich einfach zurücklehnen und abwarten, bis alle Menschen tot sind. Anschließend lässt sich Bran immer noch finden, vor allem, da er ja ohnehin immer weiß, wo der junge Stark ist. Aber gut, vielleicht wird der Plan im Laufe der Schlacht noch etwas nachvollziehbarer. Diese verspricht in jedem Falle einiges an Spannung.
Fazit
Vor dem großen actionreichen Highlight der finalen Staffel von Game of Thrones, nimmt sich die Serie noch einmal eine Folge Zeit, um Atem zu holen. "A Knight of the Seven Kingdoms" ist ein Highlight für alle Fans der Serie, denen die Figuren in den vergangenen Jahren ans Herz gewachsen sind. Es reiht sich ein toller Moment an den nächsten und in gewisser Weise beginnt damit auch gleichzeitig das Abschiednehmen. Vier Folgen haben wir noch.