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Mit Captain America – Civil War (dt. The First Avenger – Civil War) läutet Marvel offiziell die dritte Phase seines Cinematic Universe ein. Für den Start in Phase 3 nutzt das Filmstudio dabei eine der bekanntesten Comicvorlagen der letzten 20 Jahre und packt so viele Marvel-Helden wie noch nie in einen Film. Ob das Ganze am Ende aber auch einen unterhaltsamen Mix ergibt, erfahrt ihr in der weitestgehend spoilerfreien Kritik.
Captain America – Civil War (wir benutzen den englischen Titel fortan) setzt inhaltlich nach dem Ende von Avengers: Age of Ultron an. Nachdem die Avengers bei einem neuen Einsatz wieder einmal für zivile Kollateralschäden sorgen, reicht es den internationalen Regierungen. Sie stellen die Helden vor die Wahl, sich unter eine internationale Aufsicht zu stellen oder fortan illegal zu operieren. Dies sorgt für eine Spaltung des Teams. Angeführt von Iron Man stimmt ein Teil der Avengers den neuen Zuständen zu, während eine andere Gruppe um Captain Amerika die neuen Regeln entschieden ablehnt. Als ein weiterer Zwischenfall dann endgültig einen Keil zwischen die Teams treibt, beginnt der Konflikt zu eskalieren.
Marvels Phase 2 hatte ohne Zweifel 2014 seinen Höhepunkt. Mit Captain America – Winter Soldier aka The Return of the First Avenger und Guardians of the Galaxy brachte das Studio in diesem Jahr seine beiden besten Film in die Kinos. Dagegen fiel das Jahr 2015 dann leider etwas ab. Zwar erwies sich Ant-Man als überraschend gut, der eigentliche Höhepunkt von Phase 2 Avengers – Age of Ultron gilt jedoch trotz einiger guter Momente als Enttäuschung. Neben zu vielen Wiederholungen wurden dem Film oft zu viele Charaktere und die Tatsache, dass er zu sehr mit dem Aufbau weitere MCU-Filme beschäftigt ist, vorgeworfen. Interessanterweise hätten genau diese beiden Punkte bei Civil War ebenfalls zu einem Debakel führen können. Im dritten Captain America versammeln die beiden Regisseure Anthony Russo und Joe Russo so viele Helden, dass man im Vorfeld durchaus fragen konnte, wie diese alle in einen Film passen sollen. Zudem mussten mit Spider-Man und Black Panther auch noch zwei neue Charaktere eingeführt werden, die bald eigene Kinoabenteuer erleben sollen. Dies alles machte die Aufgabe für die beiden Russos alles andere als einfach. Was am Ende im Kino herausgekommen ist, spricht allerdings für sich selbst. Civil War ist einer der besten Marvel-Filme bisher.
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Die perfekte Mischung aus Spaß, Dramatik und Action
Wenn man sich das Endergebnis des dritten Captain America ansieht, dann kann man durchaus erkennen, dass hier auch Potenzial für eine Katastrophe vorhanden war. So hat der Film nicht nur eine unglaublich große Anzahl an Charakteren, die Handlung springt auch wild über den gesamten Globus. In den 147 Minuten passiert wirklich viel und doch ist die Sache weder zu überladen noch zu konfus geraten. Den Russo-Brüder gelingt es den ganzen Film über, die Spannung hochzuhalten und vor allem die Motivation beider Seiten nachvollziehbar zu gestalten. Letztendlich sorgen beide Gruppen mit Fehlern dafür, dass es zum Ausufern des Konfliktes kommt. Dabei vergessen die Regisseure allerdings auch nicht den klassischen Marvel-Humor. Ähnlich wie im zweiten Captain America wird dieser aber etwas punktierter eingesetzt und nicht jeder Charakter wirft ständig mit einem witzigen Spruch um sich. Humor, Dramatik und Action sind am Ende genau richtig portioniert.
Wie im Trailer schon angekündigt gipfelt der Konflikt der Avengers schließlich im großen Aufeinandertreffen beider Seiten. Abgesehen von der Tatsache, dass es ein wenig konstruiert wirkt, wie alle Charaktere am Ende auf dem Leipziger Flughafen landen, hält die Szene alles, was sie im Vorfeld versprochen hat. Der Kampf der beiden Gruppen gehört zu den unterhaltsamsten 15 bis 20 Minuten, die es bisher im Superhelden-Kino gab. Zum Glück wurde hiervon im Trailer kaum etwas gespoilert, sodass der Verlauf auch noch die oder andere Überraschungen mit sich bringt. Letztendlich sind allein schon diese Szenen das Eintrittsgeld für den Film wert.
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Spinnen, Panther und ein blasser Schurke
Dass der Kampf so viel Spaß macht, hat er zu einem nicht geringen Teil Spider-Man zu verdanken. Dessen Debüt ist ein weiteres Highlight von Civil War und man kann schon jetzt festhalten, dass Tom Holland ideal für die Rolle gecastet wurde. Im Gegensatz zu den bisherigen Darstellern überzeugt er sowohl als Peter Parker als auch als Spider-Man. Gelingt es Sony und Marvel beim geplanten Solo-Film den Charakter und die Stimmung um ihn herum genauso einzufangen, dann könnte uns der beste Spider-Man-Film bisher erwarten. Auf einem ganz anderen Level interessant ist Black Panther aka Chadwick Boseman. Dessen Charakter ist deutlich ernster angelegt, macht aber deshalb nicht weniger Lust auf das Soloabenteuer. Gerade weil T’Challa bisher nicht in das sprücheklopfende Heldenschema fällt, wird es sicherlich interessant sein zu sehen, was Marvel im geplanten Solofilm auf die Beine stellt. Es bleibt zu hoffen, dass Martin Freeman in diesem vielleicht auch etwas mehr zu tun bekommt. Der britische Darsteller spielt in Civil War die Rolle des Everett Ross. Wirkliche Relevanz oder viel Screentime hat er allerdings nicht.
Die etablierten Darsteller überzeugen ebenfalls durch die Bank weg, wobei den meisten ihre Rolle mittlerweile wie eine Art zweiten Anzug vorkommen dürfte. Zum Glück vergessen die Russo-Brüder in Civil War nicht, den verschiedenen Nebenfiguren auch immer wieder kleine Momente zu geben. Gerade die Szenen von Vision und Scarlett Witch sind hier positiv in Erinnerung. Beide sind allerdings auch noch vergleichsweise neu im MCU, sodass es Sinn macht, die Figuren den Zuschauern näher zu bringen. Vergleichsweise wenig Leinwandzeit bekommt dagegen Jeremy Renner. Dessen Charakter Hawkeye stand aber auch schon in Age of Ultron etwas mehr im Mittelpunkt.
Trotz sehr hohem Unterhaltungsfaktor, perfekt ist Civil War am Ende allerdings auch nicht. So reiht sich Daniel Brühl beispielsweise in die lange Liste von blassen Schurken ein, die für Marvel-Filme mittlerweile fast schon typisch sind. Das fällt nicht ganz so schwer ins Gewicht, da Civil War sich schon stark auf den Konflikt der Helden fokussiert. Trotzdem gehören Zemo und auch der Plan, den er den Film über verfolgt, zu den Schwachpunkten. Gerade bei seinem Plan sind dann doch so einige Logiklöcher vorhanden, über die einfach hinweggegangen wird, damit der Plot funktioniert. Ein paar weitere Kritikpunkte lassen sich zudem auch am Ende von Civil War und dem Ausgang finden, hierauf werden wir dann vermutlich in einer Spoiler-Kritik nach dem Kinostart eingehen.
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Fazit
Mit Captain America – Civil War ist Marvel ein richtig guter Start in Phase 3 gelungen. Erneut schaffen die beiden Russo-Brüder tolle Superhelden-Unterhaltung und bringen unter anderem einen der unterhaltsamsten Kämpfe des Genres ins Kino. Dazu gibt es die Debüts eines tollen Spider-Mans und eines richtig interessanten Black Panthers. Kleinere Schwächen wie der erneut blasser Schurke, lassen sich durchaus verschmerzen und trüben das Gesamtbild kaum. Nicht nur für alle Marvel-Fans gibt es eine klare Kinoempfehlung.