Kritik zu Pixar's Coco – Lebendiger als das Leben

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Coco

Miguels Eltern, Großeltern und Urgroßeltern sind Schuhmacher – auch Miguel soll das Familienhandwerk erlernen. Aber der Junge träumt eigentlich von einem Leben als Musiker. Durch die Filme seines großen Idols, Ernesto de la Cruz, hat er sich selbst das Gitarrespielen beigebracht. Zu dumm nur, dass in seiner Familie Musik absolut tabu ist. Als Miguel aus Ernestos Grab dessen Gitarre stiehlt, findet sich der Junge im Land der Toten wieder. Hier muss er sich mit seinen Großeltern auseinandersetzen und rechtzeitig den Heimweg antreten, um nicht selbst im Totenreich zu enden.

Die Mischung macht’s

Coco ist der 19. Langfilm von Pixar und so langsam könnte man "Pixar-Film“ wahrscheinlich als eigenes Genre einführen. Denn die Filme des kalifornischen Studios, das wiederum dem Disney-Konzern gehört, bilden eine feste Größe im Filmgeschäft und bestechen jedes Jahr durch eine Mischung aus Herz und Humor. So auch Coco. Nur wird diese Mischung leider etwas schal.

Zunächst aber: Mit Coco nimmt sich Pixar der mexikanischen Folklore um den Tag der Toten, den Dia de los Muertos, an. An diesen Tagen, vom 31. Oktober bis 2. November, gedenkt man in Mexiko den Verstorbenen, damit diese die Lebenden mit Glück segnen. Den Großteil der Zeit verbringt Protagonist Miguel daher im farbenfrohen Reich der Toten, in Gesellschaft allerlei wandelnder, ebenso bunt gestalteter und, wichtiger Hinweis für Familien, kaum gruseliger Skelette. Das Szenario bietet viele hübsche Schauwerte und einen unverbrauchten Hintergrund. Allerdings: Die mystischen Aspekte und die Folklore um den mexikanischen Brauch bleiben oberflächlich, sie dienen lediglich der Untermalung der Geschichte. Das ist fast ein bisschen schade, da bietet der mexikanische Sagenkosmos mehr Anknüpfungspunkte.

Angesichts der Geschichte um den musikalischen Miguel hätte man auch mehr Songs erwarten können, vielleicht sogar ein klassisches Disney-Musical wie dereinst König der Löwen oder Aladdin. Auch wenn Pixar das Gitarrenspiel Miguels hervorragend animiert, sogar so gut, dass man einzelne Akkorde und Grifftechniken erkennt, spielt die Musik nur eine Nebenrolle. Im Vordergrund stehen Miguel und sein Konflikt mit der eigenen Familie, den Lebenden und den Toten. Dieser Konflikt ist mal witzig, mal emotional inszeniert und am Ende – typisch Pixar – muss man sich ein bisschen zurückhalten, um nicht eine bis mehrere Tränen zu vergießen.

Weitgehend bekannt

Allein: Das alles hat Pixar irgendwie bereits erzählt. Sei es in Findet Nemo und Findet Dorie, sei es in Merida, Oben oder Toy Story, alle diese Filme haben die Handlung von Coco entweder zur Gänze oder in Versatzstücken bereits beinhaltet. So gut die Animation der Figuren teilweise auch ist, so schön die Figuren und Hintergründe in Szene gesetzt sind, so bekannt und wenig spannend ist die Geschichte, die Coco erzählt. Zwar gibt es gegen Ende eine kleine Überraschung, aber auch die ist mit ein bisschen Filmerfahrung vorhersehbar und erzeugt kaum Spannung. Nach dem Abspann bleibt daher lediglich der Eindruck: Pixar hat vielleicht die richtige Mischung aus Witz und Ernsthaftigkeit gefunden, nur kennt man den Geschmack schon seit fast zwanzig Jahren und so langsam wünscht man sich doch etwas Abwechslung. Pixarfilme – kennt man einen, kennt man alle.

Fazit

Coco ist ein charmanter, unterhaltsamer Familienfilm, der gekonnt animiert und erzählt ist, aber wenig bleibende Eindrücke hinterlässt und eine im Kern bekannte und vorhersehbare Geschichte präsentiert. Pixar-Fans bekommen das Übliche geboten, Familien mögen sich einen Abend im Kino gönnen, aber Filmfreunde mit einem Hauch Anspruch können sich die Karte sparen.

COCO – offizieller Trailer (deutsch/german) | Disney•Pixar HD

Pixar's Coco Teaser-Poster
Originaltitel:
Coco
Kinostart:
30.11.17
Regie:
Lee Unkrich
Drehbuch:
Adrian Molina
Darsteller:
-
Der 12-jährige Miguel lüftet nach einer Reihe von Ereignissen ein jahrhundertaltes Geheimnis über seine Familie und resultiert in einer außergewöhnlichen und überraschenden Familienzusammenführung.

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