Kolumne: Serien lieber geschnitten oder am Stück?

Serien boomen ja momentan wie nie zu vor. Sei es Game of Thrones, The Walking Dead oder letztes Jahr das Finale von Breaking Bad. Es gibt riesige Fanbases und irgendwas guckt eigentlich jeder mehr oder weniger regelmäßig.

Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen den Serienguckern: Die einen schauen jede Episode sofort nach Release und sind mitunter auch in Foren aktiv wo dann direkt jede Folge haarklein analysiert, besprochen und zerpflückt wird. Andere hingegen warten bis die ganze Staffel raus ist um dann alles am Stück in einem Marathon zu schauen. Die ganz, ganz harten warten sogar tatsächlich bis die komplette Serie draußen ist um sie dann eben auch ganz-ganz im Marathon zu schauen und überhaupt keine Wartezeiten mehr überbrücken zu müssen.

Ich für meinen Teil gebe einer Serie immer erstmal so ca. zwei Stunden um mir ein Bild davon zu machen, worum es geht, wie toll ich die Charaktere finde und in welche Richtung es ungefähr weitergeht. Zwei Stunden und nicht etwa zwei oder drei Episoden übrigens, weil in einer Serie mit einer Episodenlänge von 40 oder 60 Minuten für Charakterentwicklung und so weiter natürlich mehr Platz ist als in einer Sitcom mit einer Länge von 20 Minuten. Wobei da ja auch nochmal ein Unterschied ist, aber dazu komme ich später.

Von dieser hier erstmal nur ein Stück zum Probieren

Habe ich mich dann während besagter zwei Stunden dafür entschieden, dass ich diese Serie interessant/toll/spannend sehenswert finde, dann erkundige ich mich erstmal, wie weit die Show denn aktuell so ist. Also fix Google nach ”List of Serientitel Episodes” fragen und ab dafür. Läuft die Serie noch, werden nach und nach alle bisherigen Episoden geguckt, allerdings nicht mehr als zwei oder drei am Tag. Denn auch wenn ich Fan von etwas bin, scheue ich mich vor dem Überkonsum. Ich habe festgestellt, dass ich nach einer gewissen Zeit einfach nicht mehr in der Lage bin, mich auf das Geschehen zu konzentrieren. Und wenn mich eine Serie begeistert, dann will ich mich doch am Ende des Tages auch an alles erinnern können.

Aus diesem Grund kann ich dieses Marathongucken bei der Erstsichtung generell auch nur eher schlecht nachvollziehen. Zur Auffrischung der Erinnerung beim Start einer neuen Season dann schon eher. (Wenn man alle schonmal gesehen hat reicht es ja durchaus wenn man den bisherigen Plot nochmal serviert bekommt während man Paragonlevel in Diablo III grindet.)

Dazu noch 10 Scheiben hier von der Groben, bidde

Sobald ich dann jedoch an dem Punkt bin, wo es keine aktuellen Folgen mehr gibt und ich wieder ein Jahr warten muss, gerät eine Serie dann mehr oder weniger in Vergessenheit bis eben die nächste Staffel anläuft. Und da versuche ich die neuen Folgen dann auch direkt bei Release zu gucken.

Dafür gibt es mehrere Gründe: Als erstes natürlich die Neugier, wie die Story weiter geht, denn nicht selten enden Episoden mit Cliffhangern und nichts ist schlimmer als eine Woche warten zu müssen um zu erfahren ob ein Charakter nun wirklich tot ist oder nicht. Wobei mir gerade bei sowas das drumherum immer ziemlich gefällt. Wenn man mit anderen Leuten darüber spricht, sich ausmalt wie es weitergehen könnte und man sich generell mehr mit den einzelnen Episoden beschäftigt anstatt einfach nur eine nach der anderen aufzusaugen wie ein Schwamm. Ich finde da geht auch die Spannung ziemlich verloren.

Ein weiterer Punkt sind gerade in Zeiten von Facebook die guten alten Spoiler. Wenn man Fan von etwas ist, liked man ja heute als erstes direkt mal die entsprechende Facebookseite. Und wenn diese Seite was offizielles ist, dann werden da (natürlich) auch Sachen mit aktuellem Bezug gepostet um die Fans bei der Stange zu halten. Und wenn es dann um aktuelle Episoden geht ist die Spoilergefahr nunmal extrem hoch. Spätestens wenn man die Kommentare liest, beißt man sich dann selbst in den Hintern.

Von dem dicken Schinken dahinten auch noch eine Keule

Tja, und dann gibt es da noch die Leute, die sich erst intensiv mit der Vorlage beschäftigen, bevor sie auch nur eine einzige Folge der Serie gucken wollen. Ich habe von The Walking Dead zwar auch erst die Comics gelesen aber das war eher zufällig und da die Serienstory mehr oder weniger ihren eigenen Weg geht, ist das in diesem Fall auch ziemlich egal. Game of Thrones hingegen habe ich als TV-Serie kennengelernt, werde nachträglich aber sicherlich auch noch die Bücher lesen. Irgendwann. Wenn ich mal 100 Jahre frei habe oder so.

Ich kann diesen Standpunkt durchaus nachvollziehen, jedoch haben Verseriungen (ihr wisst, was ich meine!) gegenüber Verfilmungen den Vorteil, dass sie nicht 800 Seiten Buch in 90 Minuten Film quetschen müssen, sondern bereits in der ersten Staffel meist um die zehn Stunden Zeit für Charakterentwicklungen, Twists und so weiter haben. Nur zur Erinnerung: Die Herr der Ringe Trilogie geht im Extended Cut länger als elf(!) Stunden und selbst das ist einigen Leuten immer noch nicht genug, um die Filme als gute Romanumsetzungen anzusehen. Auch wenn ich jetzt einiges an Nerd-Credibility einbüßen muss, gebe ich zu dass ich es bei Serien nicht ganz so schlimm finde wenn man die (literarische) Vorlage nicht kennt.

Und dann bitte noch ein Kilo Mett, gut durchgemischt.

..und zu guter letzt wären da noch die Sitcoms. Als ich Anfang 2009 How I Met Your Mother entdeckte habe, wohnte ich berufsschulbedingt im Wohnheim und hatte nichts besseres zu tun als die ersten vier Staffeln innerhalb weniger Tage zu konsumieren. Als dann die fünfte Staffel kam, schaute ich diese auch noch recht aktiv und versuchte stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben, aber mit der sechsten Staffel verlor ich die Show dann aus den Augen und naja, da die Folgen bei uns im TV nur abscheulicher Deutscher Synchro ausgestrahlt werden, kenne ich diese Show halt auch nur bis zur Mitte der sechsten Staffel.

Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte ist die Sache, dass Sitcoms sich von anderen, “richtigen” Serien unterscheiden da hier die Rahmenhandlung eher nebensächlich ist. Es ist relativ egal, ob man die vorigen Episoden und Staffeln gesehen hat, denn wie der Name schon sagt handelt es sich hier um Situations-Comedy. Da gibt es sowas wie Spoiler wenn überhaupt nur minimal und es ist egal wie aktiv jemand die Show verfolgt hat, man kann immer mit anderen darüber reden. Sitcoms sind für mich so das, was man beim Feierabendbier zum abschalten anschaltet. Oder in den Semesterferien beim (Kater-) Frühstück. Aber sowas braucht man ab und an auch einfach.

Fun Fact zum Abschluss: Als ich 10 oder so war, dachte ich der Begriff Sitcom käme daher, dass solche Shows oft in Wohnungen mit ‘ner Couch spielen worauf man sitten kann. Für bestimmt 10 weitere Jahre machte ich mir da keine weiteren Gedanken drum und lebte glücklich in diesem Glauben.

Bleibt im Grunde nur noch eine Frage:

Hätten sie Ihre Serie lieber geschnitten oder am Stück?

Dieser Artikel erschien in voller Länge zuerst in moep0rs Blog.

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