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Manchmal ist es doch schön, wenn einige Sachen so sicher wie das Amen in der Kirche sind. Der vermeintliche Cliffhanger von "Quid pro ho", der letzten Folge von Lucifer vor der Weihnachtspause, war natürlich keiner. Dass die Voraussage in unserer letzten Kritik hierzu allerdings den Nagel auf den Kopf getroffen hat, lässt neben einem Schmunzeln noch vermuten, dass die Drehbücher zur Serie mittlerweile nach Schema F gestrickt sind.
Dieses Schema geht sogar so weit, dass Chloe (Lauren German) nach der Störung durch die sexbessene Flugbegleiterin genauso reagiert wie nach der "Oh nein, habe ich volltrunken mit Lucifer geschlafen oder nicht?"-Folge. Natürlich wäre es mal wieder ein großer Fehler gewesen. Natürlich ist Chloe umgehend wieder rational und beherrscht. Und damit einmal mehr vor allem eins: Langweilig. Der Zuschauer verdreht an dieser Stelle einmal mehr über die beherrschte Frau die Augen und fragt sich, was eigentlich passieren muss, dass sie sich mal nicht korrekt verhält - bis zur letzten Konsequenz.
"Humans and the divine don't mix."
Da hilft es bei der Folge schon, dass Maze (Lesley-Ann Brandt) das Gegengewicht bildet. Es ist schön, dass die Drehbuchautoren mit diesem Charakter immer mehr experimentieren, ihr nicht mehr nur taffe, sondern wortgewandte Äußerungen ("Well, I'll slut myself up then!") in den Mund legen und der Dämonin vor allem Tiefe geben. Oberflächlich betrachtet wirkt es amüsant, wie Maze für ihre Tat der vergangenen Folge Anerkennung sucht - fast erwartet man, dass jemand ihr ein Leckerli zuwirft wie einem braven Hündchen. Allerdings rufen kleine Momente dann in Erinnerung, dass dieser Lebenswandel für sie neu ist. Sie hat zum ersten Mal eine richtige Aufgabe. Und ist unsicher, ob sie diese meistert. Hier kann man nur gespannt sein, welche neue Facetten in den kommenden Folgen noch zutage treten werden.
"Do you think I'm boyfriend material?"
Bei Lucifer (Tom Ellis) selbst besteht mittlerweile leider die Gefahr, dass der Charakter zu weich wird bzw. zu sehr zwischen den Extremen springt. In einem Moment brüstet er sich damit, dass Chloe einen größeren Notizblock benötigen wird, um die Namen all seiner jüngst zurückliegenden Affären aufzuschreiben - und im nächsten Moment entgleisen ihm die Gesichtszüge, wenn just diese Affären klarstellen, dass es nur um Sex ging und da nicht mehr war. Zwar war dieser Einbruch bei Lucifer gut dargestellt, jedoch war seine Reaktion nur eins: unlogisch. Seit Beginn der Serie macht der Teufel keinen Hehl daraus, dass er sich den Sex dann holt, wenn er ihn will und jetzt auf einmal soll er tief davon betroffen sein, dass niemals Gefühle im Spiel sind?
Schade ist, dass die Serie mit dieser Episode eine Menge nerviger Klischees bedient hat. Gefühlt hatte Lucifer mittlerweile einen One-Night-Stand mit ganz Los Angeles. In Wahrheit jedoch nur mit den Schönen, Schlanken und Gestylten. Zugegeben, die Personen, die zum Verhör erschienen sind, waren alle etwas für Auge und boten für so ziemlich jeden Geschmack etwas. Aber dennoch: Suki (großartig gespielt von Diana Bang), Lucifers Stalkerin, musste dann auf einmal ein Mädchen mit Nerdbrille und gefühlt zwei Köpfer kleiner sein. Da tröstet es nur wenig, dass diese Folge nun offiziell bestätigt, dass sich Lucifer auch Männer für seine Bett-Abenteuer sucht.
"You are selfless to a nauseating degree."
Erst gegen Ende der Episode geht es endlich voran. Neben dem fast obligatorischen Bruder-Moment zwischen Lucifer und Amenadiel (D.B. Woodside) gab es mit dem Twist im Fall der Woche einen neuen Unbekannten, dessen Auftritt formvollendet inszeniert war. Außerdem hat Lucifer Chloe endlich mal gesagt, was vermutlich viele Fans der Serie denken: Sie ist so selbstlos (und perfekt und sowieso und überhaupt), das einem davon schon fast übel ist.
Und genau dann vermag die Serie zu überraschen. Perfekt getimt küssen Lucifer und Chloe sich doch noch. Zwar in kitschiger Umgebung - aber an dieser Stelle völlig unerwartet, auch wenn die Folge mehr oder weniger subtil darauf hingewiesen hat, dass Gegensätze sich anziehen. Man denke nur an den hell gekleideten Lucifer bei der Poolparty mit der dunkel gekleideten Chloe an seiner Seite. Es spricht für Tom Ellis und Lauren German, die den Kuss leise und fast zurückhaltend gespielt haben, dass dieser Moment funktioniert. Selbstverständlich wird es nicht leise und zurückhaltend bleiben, wenn man der Vorschau für die kommende Folge "Love Handles" Glauben schenken darf.
Fazit
Eine etwas chaotische Auftaktfolge findet letztendlich noch ein versöhnliches Ende. Allerdings bleibt abzuwarten, wie der Unbekannte sich auf die weitere Handlung auswirkt. Schließlich schafft die zweite Staffel es immer noch nicht, liebgewonnenen Charakteren wie Linda (Rachel Harris) oder Ella (Aimee Garcia) genügend Screentime zu geben; oder mal einige Plotstränge voranzutreiben. Seit Staffel 1 wissen wir, dass Chloe etwas Besonderes ist - mehr aber auch nicht. Hoffen wir, dass es bis zur Winterpause noch einige Antworten auf die vielen offenen Fragen gibt.