Die Produzenten von 24 sprachen schon während der frühen Staffel wiederholt die Tatsache an, dass die Serie irgendwann einmal auch ohne Hauptdarsteller Kiefer Sutherland weiterlaufen könnte. Für die Fans hörte sich diese Idee immer ein wenig danach an, als würde man ein neues Star-Trek-Abenteuer der Next-Generation-Crew produzieren, nur eben ohne Jean-Luc Picard. Es war schwer vorstellbar, dass die Serie ohne Jack Bauer funktionieren könnte. Zu sehr war der Charakter mit dem Serienuniversum verbunden.
Allerdings muss man auch festhalten, dass 24 nach Staffel 5 qualitativ immer weiter nachließ. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus verständlich, dass der Sender Fox sich nach der Miniserie 24: Live Another Day dazu entschied, jeglichen Ballast über Bord zu werfen und noch einmal mit neuen Charakteren zu starten. Über 15 Jahre nach dem Start von 24 unterzog man das Echtzeitkonzept einem Reboot und setzte alles auf Anfang.
24: Legacy stellt Eric Carter (Corey Hawkins) in den Mittelpunkt. Carter ist ein ehemaliger Army Ranger, der nach seinem aktiven Dienst im Sicherheitsbereich arbeitet. Sein letzter Einsatz war die Eliminierung des Terroristen Bin-Khalid, dessen Verbündete Carter eines Tages aufstöbern. Die Männer scheinen auf der Suche nach etwas zu sein, das während des Einsatzes der Rangers verschwunden ist. Carter kann seinen Verfolgern entkommen, ist sich aber sicher, dass ihn jemand verraten hat. Gemeinsam mit Rebecca Ingram (Miranda Otto), der ehemaligen Chefin der CTU, macht er sich daran, die Hintergründe aufzudecken.
Die Neuauflage von 24 unterscheidet sich von ihrem Vorgänger tatsächlich vor allem aufgrund des vollkommen neuen Casts. Ansonsten fühlt sich der Pilot sehr vertraut an, was sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte betrifft. Wie früher gelingt es den Machern, den Zuschauer erneut in eine temporeiche Geschichte zu werfen, die durch das Echtzeitprinzip eine besondere Adrenalinnote erhält.
Allerdings nutzen die Autoren dazu Versatzstücke, die schon innerhalb der neun Staffeln der Mutterserie häufig überstrapaziert wurden. Dies beginnt mit dem Plot einer arabischen Terroristen-Gruppe, setzt sich durch die Tatsache fort, dass der Hauptcharakter wieder einmal niemandem vertrauen kann und mündet schließlich darin, dass es zunächst einmal um die Jagd nach einem spezifischen Gegenstand geht. Besonders die letzten beiden Punkte sorgten in den letzten Staffeln von 24 häufig für Kritik. Im Universum der Serie kann sich praktisch jeder Regierungsmitarbeiter als Verräter erweisen und egal ob nun eine Atombombe, ein Virus oder ein USB-Stick: Der klassische MacGuffin, dem es aus Plotgründen nachzujagen gilt, darf nicht fehlen.
Die Umsetzung der Geschichte ist den Autoren im Piloten nicht schlechter gelungen als in den letzten Staffeln. Wer noch nie mit der Serie zu tun hatte, dürfte sich durchaus unterhalten fühlen. Fans bekommen dagegen vor allem mehr von dem, was sie bereits kennen, nur eben mit anderen Figuren.
Die neuen Darsteller machen ihre Arbeit dabei allerdings sehr gut. Corey Hawkins fehlt zwar noch einiges, um sich mit Kiefer Sutherlands Jack Bauer auf Augenhöhe zu bewegen, in der ersten Folge funktioniert er als Ersatz aber durchaus gut. Und auch Miranda Otto, Jimmy Smits und Teddy Sears beweisen, dass sich der Cast von 24: Legacy nicht verstecken muss. Allerdings werden dem Zuschauer in der ersten Folge doch sehr viele Figuren vorgestellt. Hier wäre es vielleicht besser gewesen, sich erst einmal auf den Kern zu konzentrieren. Besonders der Handlungsstrang in der High-School fällt auf, da hier auch noch nicht absehbar ist, wohin die Reise geht.
Fazit
24: Legacy ist eine nahtlose Fortführung und bleibt sowohl bei den Stärken als auch den Schwächen der Ursprungsserie treu. Die Geschichte wird spannend und temporeich erzählt, setzt jedoch wieder auf die bekannten Versatzstücke. Wer an den letzten Staffeln von 24 seinen Spaß hatte, dürfte hier wieder unterhalten werden, auch weil die neuen Darsteller bisher gute Arbeit machen.