In "Bury Me Here" wechselt der Schauplatz von Alexandria ins Kingdom und verfolgt die Handlungsstränge um Morgan, Carol, Richard und die anderen Bewohner von Ezekiels kleinem Reich weiter. Der wöchentliche Tribut an die Savior steht bevor; gleichzeitig will Carol endlich von Morgan erfahren, was in Alexandria wirklich passiert ist, und Ezekiel muss sich in einem symbolträchtigen Moment von seinem königlichen Garten trennen.
Subtile Gesten waren noch nie die Stärke von The Walking Dead, und diese Folge ist keine Ausnahme. Ezekiels Garten ist von Schädlingen befallen, die Pflanzen müssen verbrannt und die Erde gerodet werden, bevor die Plage auf die anderen Beete übergreifen kann. Ezekiel ist darüber natürlich nicht erfreut, aber in der einzig witzigen Szene der Folge beruhigt ihn eine Untertanin, dass alles, was man verbrennt oder ausreißt, nachwachsen kann. Diese Metapher lässt sich vielfältig einsetzen - für das Kingdom, das erneut aufblühen kann, auch wenn es vor einem schweren Kampf steht, für die Zivilisation, die erneut aufkeimen kann, und für die Menschlichkeit selbst, deren Keim noch nicht ganz verdorrt ist. Es wäre nur schön, wenn, was immer da wächst, gut gedüngt würde, denn wenn es in diesem Tempo weitergeht, werden bis zum Ende der Staffel die Schnecken alles kahl gefressen haben.
Melone des Todes
Eines der größten Probleme, unter dem diese Staffel leidet, sind die verschiedenen Handlungsstränge. Bei jedem Schauplatzwechsel verliert die Serie das bisschen Schwung, das sie in der Folge zuvor aufgebaut hatte, und muss wieder von vorne anfangen. Hinzu kommt eine seltsame Gewichtung, bei der uninteressante Themen endlos ausgewalzt und interessante beinahe nebensächlich abgehandelt werden. Ein Beispiel ist der gesamte Handlungsstrang um Morgan. Sein Pazifismus ist in dieser Welt ungefähr so sinnvoll wie der Versuch, als Veganer auf dem Planeten der Metzger zu überleben. Und nicht nur das: Er ist überheblich und egoistisch. Trotzdem stellt "Bury Me Here" Richard an den Pranger, der vor der Tributübergabe eine Melone versteckt, um eine Auseinandersetzung zwischen Team Ezekiel und Team Saviors zu provozieren. Er hofft, dass sein Tod, den er fest einkalkuliert hat, die anderen endlich dazu motivieren wird, sich gegen ihre Unterdrücker aufzulehnen.
Doch es kommt anders. Anstatt Richard stirbt Benjamin, Morgans junger Kampfsportschüler, und setzt damit die beliebte Walking-Dead-Tradition, Nebenfiguren zu opfern, um die Hauptcharaktere zum Handeln zu bewegen, fort. Dass Morgan dann in einer bizarren Szene, bei der alle Beteiligten einfach nur zusehen, Richard tötet, lässt die Folge unkommentiert stehen. Okay, man weiß noch nicht, weshalb er das getan hat, ob aus Wahnsinn oder um Richards Plan selbst umzusetzen. Dass aber nicht Richard Benjamin umgebracht hat, sondern der unglaublich unsympathische Savior, dem man bei jedem Auftritt den Tod wünscht, wird nicht einmal erwähnt. Ebenso wenig, dass Morgan das alles hätte verhindern können, wenn er seinen Schwur schon ein paar Folgen früher gebrochen hätte.
Was hat ihm dieser Pazifismus gebracht? Was hat Carol ihre Isolation gebracht? Die einzige Entwicklung, die die beiden dank ihres moralischen Höhenflugs durchlaufen haben, ist die von dreidimensionalen zu eindimensionalen Charakteren. Das Spiel mit Grauzonen, das Walking Dead lange meisterhaft beherrschte, fehlt hier völlig. Zumindest sind Carol und Morgan nun aus ihrer Erstarrung befreit worden und werden hoffentlich ohne weitere Endlosdialoge wieder in die Handlung eingreifen. Und in den längst überfälligen Kampf gegen die Savior.
Fazit
Nach zwei ganz erfreulichen Folgen leider wieder einmal eine langatmige, mühsam auf eine Dreiviertelstunde gestreckte Episode, deren Inhalt für zehn Minuten gereicht hätte. Der einzige Lichtblick sind Morgans und Carols Rückkehr in die Haupthandlung.