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40 Jahre ist es her, dass Michael Myers Haddonfield in Angst und Schrecken versetzte. Nachdem er bereits als Sechsjähriger seine Schwester ermordet hatte, war ihm die Flucht 15 Jahre später aus dem Smith’s Grove Warren County Sanatorium gelungen. In der Halloween-Nacht des Jahres 1978 ermordete er die Jugendlichen Annie, Robert und Lynda. Lediglich Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) überlebte - wenn auch knapp.
Seit Michael Myers in Halloween - Die Nacht des Grauens das erste Mal schweigend mordete, gab es im Laufe der Jahre neun weitere Filme. Mit Halloween folgt nun der insgesamte elfte Film des Franchises - und ignoriert alles, was nach dem ersten Teil der Reihe veröffentlicht wurde.
So knüpft Halloween also an die Ereignisse von Halloween - Die Nacht des Grauens an und spinnt die Geschichte 40 Jahre später weit. Michael ist in einer Psychiatrie inhaftiert, aus der ihm schließlich die Flucht gelingt. Er macht sich auf nach Haddonfield - immerhin gibt es da mindestens noch eine Person, die er ermorden möchte. Laurie aber ist vorbereitet.
Klassentreffen nach 40 Jahren
Als man einen neuen Teil der Halloween-Reihe ankündigte, war die Aufregung allein schon deswegen groß, weil John Carpenter nach Jahren wieder zum Franchise zurückkehrte. Schließlich bestätigte auch Jamie Lee Curtis, dass sie nach 16 Jahren erneut in die Rolle der Laurie Strode schlüpfen würde, und auch Nick Castle sowie James Jude Courtney würden als Michael Myers respektive The Shape, also Michael in Overall und mit der charakteristischen Maske, zu sehen sein. Damit stieg die Erwartungshaltung für einen neuen Halloween-Film. Das Endergebnis zeigt, dass auch Nostalgie im neuen Gewand unterhaltsam wieder auferstehen kann.
Es wäre ein Leichtes gewesen, Michael einfach wieder nur mordend durch Haddonfield ziehen zu lassen, während Laurie schon auf ihn wartet, um sein Treiben zu beenden. Zugegeben, dieses simple Strickmuster blitzt bei Halloween immer wieder mal durch, jedoch hat sich das Drehbuch glücklicherweise Zeit genommen, um vom üblichen Schema eines Horrorfilms abzuweichen und somit gerade der Figur von Laurie etwas mehr Tiefe zu geben.
Nach 40 Jahren immer noch traumatisiert? Stell dich mal nicht so an!
Bereits im ersten Teil der Halloween-Reihe war deutlich, dass Laurie mit einem starken Überlebenswillen gesegnet ist. Sie hat sich unter anderem mit einer Stricknadel oder einem Kleiderbügel gegen Michael zur Wehr gesetzt. Halloween zeigt nun, dass auch die 40 Jahre ältere Laurie noch jenen Willen hat. Allerdings haben die Ereignisse der Nacht im Jahr 1978 deutliche Spuren bei ihr hinterlassen.
Beide ihrer Ehen sind gescheitert, das Sorgerecht für ihre Tochter Karen (Judy Greer) hat man ihr entzogen, als diese noch sehr jung war. Da Laurie davon überzeugt ist, dass der inhaftierte Michael einen Weg finden wird, sein Werk zu beenden, gleicht ihr Haus einer Festung. Kurzum - Laurie zeigt deutliche Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Moment, mal. Immer noch? Nach 40 Jahren? Da muss doch irgendwann mal gut sein! So denkt jedenfalls Lauries Umfeld über sie und wird nicht müde, sie darauf hinzuweisen, dass sie sich gefälligst nicht so anstellen solle, schließlich drohe keine Gefahr mehr und seit der denkwürdigen Halloween-Nacht sei eine Menge Zeit vergangen. Ein cleverer Schachzug der Drehbuchautoren, die damit eine Verbindung zu Laurie schaffen, ihr Ohnmachtsgefühl verdeutlichen und schließlich mit Michaels Rückkehr im klassischen “Told you so!”-Moment enden. Jamie Lee Curtis spielt die neuen Facetten von Laurie eindrucksvoll und zeigt, dass sie mehr darstellen kann als das, was sie zur Scream Queen machte.
Und Michael? Der ist erstaunlich fit für einen sechzigjährigen Mörder. Das mag den einen oder anderen stören. Aber bereits Doctor Loomis stellte in Halloween - Die Nacht des Grauens fest: Michael ist das pure Böse. Wer sich auf diesen Gedanken einlässt, wird kein Problem damit haben, dass Michael Myers im Jahr 2018 agil und ebenso kräftig wie im Jahr 1978 daherkommt. Als Sahnehäubchen ist der Gute spürbar sadistischer geworden und im Vergleich zum ersten Film dürfen Blut und Knochen spritzen und splittern. Halloween ist erwachsen geworden und nimmt keine Rücksicht auf empfindliche Gemüter.
Willkommen bei den Sinclairs
Allerdings darf der Nostalgiefaktor nicht fehlen. Der Sinclair-Grabstein steht noch da, wo er vor 40 Jahren stand. Lauries Enkelin Allyson (Andi Matichak ) sitzt in der High School auf demselben Platz, auf dem schon ihre Großmutter saß und das erste Mal The Shade erblickte. Und Michael darf stumm seine alte, eigene Maske wieder überstreifen. In einem kleinen Nebenhandlungsstrang erklärt Halloween, wie Michael nach seiner Flucht an den für ihn typischen Overall und vor allem an die Maske von The Shade kommt. Die Trailer selbst haben bereits gezeigt, wie er zudem an ein Messer gelangt.
Aber Halloween hat auch ein paar kleine, wenn auch ermüdende Fehler. So verrennt sich die Geschichte zwischendurch in Handlungssträngen, die in der Nachbetrachtung unnötig oder arg konstruiert erscheinen. Vieles wurde aus dramaturgischen Gründen mit in den Film aufgenommen, hätte aber eleganter gelöst werden können. Dadurch entstehen einige Längen, die nach dem gelungenen Start das Tempo rausnehmen und die Handlung ins Stottern bringen.
Dafür zieht das Tempo im unvermeidlichen Showdown dann wieder deutlich an und gibt den Fans des Franchises das, was sie sehen wollen: Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Laurie und Michael. Wie es dann ausgeht, sei an dieser Stelle nicht verraten. Aber man sollte am Ende ganz arg die Ohren spitzen, um eine zufriedenstellende Antwort auf die Frage, ob und wer überlebt, zu bekommen.
Fazit
Halloween schafft den Sprung über die Nostalgiebrücke gekonnt und beweist, dass klassischer Horror spannender ist als andere Franchises, die auf reine Jumpscares oder Torture Porn setzen. Fans der ersten Stunde dürfen sich über ein Wiedersehen mit bekannten Orten und Momenten freuen. Zuhause ist es eben doch am schönsten.