Die Videospiele zu Utawarerumono gelten in Japan als Kult-Klassiker, hierzulande werden selbst Genre-Fans wenig davon gehört haben. Der erste Teil der Visual Novels, also Text-Abenteuer mit Standbildern, ist jetzt 15 Jahre später erhältlich. Doch bei Utawarerumono: Mask of Deception sticht nicht nur der Name, den sich wohl kein Normalsterblicher merken kann, aus der Menge heraus.
Zwischen den Visual-Novel-Sequenzen tritt der Spieler zusätzlich mit seinen Charakteren in einem strategischen Rollenspielanteil in Kämpfen gegen seine Gegner an. Nachdem sich mit Fire Emblem in den vergangenen Jahren eine ähnliche Spielereihe im Westen etablieren konnte, zählt Publisher Atlus jetzt auf die gleiche Zielgruppe.
Schneller als das Spiel hat es übrigens die dazugehörige Anime-Serie von 2015 durch Streaming-Seiten hier zur Veröffentlichung geschafft. In 25 Folgen erzählt Utawarerumono: The False Faces sehr knapp die Geschichte von Mask of Deception und dem Sequel Mask of Truth, was im Dezember erscheinen soll. Lohnt es also, die wirre Geschichte nochmal auf der Playstation 4 zu erleben?
Katzenohren-Samurai gegen Riesen-Insekten
Utawarerumono beginnt als Amnesie-Geschichte - mit einem Twist. Der namenlose Protagonist wacht verwundet und ohne Erinnerungen in schneebedeckten Bergen auf und wird von der jungen Kuon vor einem riesigen Tausendfüßler gerettet. Sie pflegt ihn gesund, gibt ihm den Namen Haku und lässt ihn nun für sich arbeiten.
Bei der Reise in die nächstgelegene Stadt bemerkt der Protagonist, dass er sich in einer Art mittelalterlichem Japan wiederfindet, was von dem Yamato-Reich (Yamato steht wortwörtlich für das alte Japan) beherrscht wird. Auch scheint er der einzige normale Mensch zu sein, alle anderen Bewohner haben tierische Aspekte wie Katzenohren oder Katzenschwänze.
Hier wird leicht ein Sci-Fi-Aspekt angedeutet: Immer wieder empfindet der Protagonist seine Umgebung als unnatürlich. Auch versagt er zwar bei körperlicher Arbeit, kann aber innerhalb von kürzester Zeit die Mechanik einer primitiven Mühle automatisieren.
Das alles bedeutet für die Handlung noch nicht viel. Utawarerumono nimmt sich im ersten Teil viel Zeit, um seine Welt zu etablieren, vor allem die Hauptstadt Yamatos. Dort trifft Haku auch auf die namensgebenden Maskenträger, die erstaunliche magische Fähigkeiten besitzen. So findet die wachsende Heldengruppe schnell heraus, dass diese Fähigkeiten kombiniert mit Krieg und Kolonialisierung der Hauptgrund für die Macht des Yamato-Reiches sind.
Haku begibt sich auf die Suche nach dem göttlichen Kaiser des Reiches, der mehr über die Magie und seine Erinnerungen wissen soll. Doch die Wahrheit für sein Erwachen in den Bergen ist unbequemer, als er sich je vorstellen kann.
Auf seiner Reise begegnet der Spieler einer bunten Mischung an Mitstreitern, die sich toll geschrieben von Klischees abheben können und in vielen Dialogen sympathisch charakterisiert werden.
Alte Schwächen - und alte Stärken
Die Rundenstrategie in Utawarerumono ist nicht mehr ganz auf dem Stand der Zeit, was natürlich auch der Portierung auf eine neue Konsolengeneration geschuldet ist. Das macht sich vor allem in der Grafik beim Blick auf die Kämpfe bemerkbar.
Glücklicherweise ist das schachbrettähnliche Spielfeld aus der Vogelperspektive dank liebevoll-gezeichneten Menüs und typisch japanischen Chibi-Figuren nie langweilig. Ganz klassisch lässt der Spieler seine Soldaten Zug für Zug gegen den Gegner marschieren - eine geschickte strategische Positionierung ist alles.
Die feindlichen Armeen sind zum Glück überschaubar, sodass auch Anfänger sich gut zurechtfinden. Wer trotzdem Probleme hat, kann grobe Fehler einfach per Rückspulfunktion ungeschehen machen.
Fazit
Sowohl Geschichte als auch Strategieteil von Utawarerumono: Mask of Deception sind getrennt gesehen nichts Besonderes, doch die Synergie kann überzeugen. Die Entwickler haben den Schwerpunkt offensichtlich auf ein gutes Zusammenspiel aller Elemente bedacht. Das funktioniert bestens und hebt das Spiel von normalen Visual Novels ab.