Die Handlung von Findet Dorie (im Original mit der Schreibweise "Dory") setzt sechs Monate nach den Ereignissen aus Findet Nemo ein. Dory (Ellen DeGeneres) lebt mittlerweile zusammen mit Marlin (Albert Brooks) und Nemo (Hayden Rolence) im Korallenriff. Als sie mit Nemo gemeinsam auf einen Klassenausflug geht, wird sie plötzlich jedoch von einer Erinnerung übermannt. Kurzerhand entschließt sie sich, die eigene Herkunft zu erforschen und macht sich auf die Suche nach ihrer Heimat. Zum Glück erhält sie dabei Unterstützung von Nemo und Marlin, die sicherstellen, dass Dory nicht vergisst, was sie eigentlich vorhatte. Zusammen machen sie sich auf den Weg zum "Juwel von Monterey".
13 Jahre nach dem Kinoerfolg von Findet Nemo bringen Disney und Pixar endlich eine Fortsetzung in die Kinos. Die Regie des Films übernimmt erneut Andrew Stanton. Dieser hatte schon den Vorgänger Findet Nemo inszeniert, im Anschluss mit seinem Realfilm-Debüt John Carter allerdings eine böse Bauchladung erlebt. Bis heute zählt die Fantasy-Buchverfilmung zu den größten Flops von Disney. Findet Dorie ist Stantons erstes Regieprojekt seit dem Flop von 2012.
Kritik
von Johannes Hahn
Ein Jahr nach den Ereignissen von Findet Nemo lebt der Paletten-Doktorfisch Dorie zusammen mit den beiden Anemonenfischen Marlin und Nemo. Plötzlich erinnert sich die an Amnesie leidende Dorie an ihre Eltern und fasst den Entschluss, diese zu finden. Aus den Erinnerungsbruchstücken versucht sie mit Hilfe von Nemo und Marlin, einen Weg in ein kalifornisches Meeresinstitut zu finden. Dort wird Dorie von ihnen getrennt. Während Vater und Sohn versuchen, Dorie wiederzufinden, springt diese von Becken zu Becken, immer in der Hoffnung, auf ihre Familie zu treffen.
Wir werden alt - Nein! - Wir SIND alt
13 Jahre ist es her, dass Pixar das Kinopublikum in die Unterwasserwelt von Nemo entführte. Jetzt darf das Publikum wieder mit Nemo, Marlin und Dorie durch die Tiefsee schwimmen und sich an bekannten sowie neuen Charakteren erfreuen. Wie immer bietet Findet Dorie Anknüpfungspunkte für Erwachsene und Kinder gleichermaßen - was auch wenig verwundert, sind viele Kinder und Jugendliche von damals mittlerweile vielleicht selbst Eltern.
Dem Filmtitel angemessen steht diesmal allerdings nicht der Anemonenfisch Nemo im Vordergrund, sondern Dorie. Ihre Geschichte gibt dem Nebencharakter aus Findet Nemo ein bisschen mehr Bedeutung - Dorie wird vom witzigen Sidekick zum tragenden Element der Handlung aufgewertet. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Nemo und Marlin treten nun selbst in die zweite Reihe. Zwar dienen ihre Erlebnisse für ein paar gute Witze und dank ihnen lernen wir zwei Seelöwen mit süddeutschem Dialekt kennen, aber insgesamt haben die beiden Protagonisten aus dem Ursprungsfilm kaum Bedeutung für die Handlung. Diese Vernachlässigung könnte Fans der Charaktere enttäuschen.
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Der blaue, unter Gedächtnisverlust leidende und fast hyperaktive Paletten-Doktorfisch
Bleibt also Dorie selbst. Die wirkt gewohnt hektisch und sprunghaft, ihr werden allerdings auch ruhige, emotionale Momente zugestanden. Das ist auch wichtig, denn ihre fahrige Art führt zwar zu einem recht schnellen Start in den Plot, allerdings wird ihre an Hyperaktivität grenzende Hektik irgendwann, nun ja, nervig.
Im Kern ist Dories Geschichte allerdings tragisch: Aufgrund ihrer Amnesie verbringt sie den Großteil ihres Lebens allein und ist noch zu Beginn des Films auf die Hilfe von Marlin und Nemo angewiesen, die ihr regelmäßig sagen müssen, was sie zu tun hat. Fast hat man Mitleid mit dem Fisch. Umso wichtiger ist daher dem Publikum Dories Reise in ihre eigene Vergangenheit und die Begegnung mit ihren Eltern. Dabei lernt sie mehr und mehr, mit ihren eigenen Stärken umzugehen und sich trotz ihres Handicaps auf sich selbst zu verlassen. Das führt schließlich zu einem rührenden Höhepunkt in den letzten Minuten des Films.
Gleichzeitig unterstreicht diese Wendung auch das große Manko des Films: Zwar bietet er viele hübsche Schauwerte und gute Gags, aber auf der Handlungsebene kaum Neues. Wieder erzählt Pixar die Geschichte einer Reise, in der eine Person lernt, sich ihren Ängsten zu stellen und ihre Stärken anzunehmen. Wieder haben wir Trennungsängste und Freundschaftsbande. Wer im letzten Jahr Arlo & Spot gesehen hat, dem werden die wichtigen Handlungspunkte bekannt vorkommen. Pixar erzählt zwar schöne Geschichten, im Kern sind es jedoch immer dieselben. Das ermüdet auf Dauer.
Fazit
Findet Dorie ist ein trotz bekannter Handlungsmuster unterhaltsamer, weil spannender und witziger Film. Fans von Dorie kommen auf ihre vollen Kosten, Freunde von Nemo und Marlin müssen in Kauf nehmen, dass sich der Film nicht um ihre Lieblingsfische dreht.
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Kurzfilm Piper: Von fotorealistischen Strandschnepfen
Sehr deutlich werden die oben kritisierten, stets eingesetzten erzählerischen Kniffe, wenn man sich den traditionellen Pixar-Kurzfilm vor dem Hauptfilm anschaut. In Piper geht es um einen jungen Vogel, einen Strandläufer (die zu den Schnepfenvögeln gehören), der von seiner Mutter lernen soll, im Sand nach Muscheln zu graben. Der junge Strandläufer entwickelt jedoch eine Angst vor der Brandung und lernt erst mit Hilfe eines kleinen Einsiedlerkrebses, sich doch zu beweisen. Kommt das jemandem bekannt vor?
Dennoch ist Piper sehenswert: Witzig und vor allem technisch hervorragend zeigt Piper, wie nah an die Fotorealität computergenerierte Bilder dank Unschärfe und Beleuchtung kommen können. Damit hat Pixar wahrscheinlich einen der besten Kurzfilme ihrer Karriere geschaffen.