Apocalypse ist nicht nur der mächtigste Mutant des X-Universums, sondern auch der älteste und womöglich allererste überhaupt. Der Comicband Age of Apocalypse enthüllt die Herkunft des Superschurken, der davon überzeugt ist, dass nur die Stärksten überleben sollen. Sein Ziel ist es, die bekannte Welt zu vernichten, um eine neue unter seiner Herrschaft zu errichten. Da muss doch in der Kindheit einiges schief gegangen sein.
So sieht's wohl aus. Mit grauer Haut und blauen Lippen im Jahr 3.000 v.C. im antiken Ägypten geboren, wurde der kleine En Sabah Nur nicht nur von seinen Eltern verstoßen, sondern später auch von einer Frau aufgrund seines Äußeren abgelehnt. Wut und Ärger bringen seine Kräfte erst an die Oberfläche und mit Hilfe gefundener, außerirdischer Technologie transformiert er seinen Körper. Viele Jahrtausende steift er um unseren Planeten und lässt sich von verschiedenen Zivilisationen als Gott anbeten. Und weil En Sabah Nur nicht böse genug klingt, nennt er sich Apocalypse.
Neben seiner enormen Intelligenz und Unsterblichkeit hat er auch die Fähigkeit, seine Gestalt zu verändern und sich jede physische Form zu verleihen, die er möchte. Außerdem kann sich schnell regenerieren, mit Technologie verbinden und andere Mutantenkräfte nachahmen.
Kritik
von Johannes Hahn. Im antiken Ägypten wird sich verschworen: Der allmächtige Mutant En Sabah Nur alias Apocalypse (Oscar Isaac) wird als Gott verehrt, aber von seiner Wache bei einem wichtigen Ritual in eine Falle gelockt. Sein unsterblicher Körper wird begraben, nur um im Jahr 1983 wieder aufzuerstehen und eine neue Weltordnung zu erschaffen. Es liegt an Mystique (Jennifer Lawrence), Professor X (James McAvoy) und einer Reihe junger X-Men, Apocalypse und seine vier Reiter aufzuhalten, doch auch die US-Regierung kommt ihnen in die Quere.
Gratwanderung
Bei Filmen mit vielen Charakteren müssen verschiedene Figuren eingeführt, erklärt, und ihre Motivation beleuchtet werden. Das kann schnell schief gehen und langatmig werden. Muss es aber nicht, wie X-Men: Apocalpyse beweist.
Zehn Jahre nach den Ereignissen aus X-Men: Zukunft ist Vergangenheit droht den Mutanten mit dem Erwachen von Apocalypse eine neue Herausforderung. Die bereits bekannten Übermenschen wie Cyclops, Jean Grey, Nightcrawler werden in einer jüngeren Version vorgestellt, nur bei Mystique bleibt alles wie gehabt.
Der heimliche Held des Films ist aber Magneto (Michael Fassbender). Er ist der einzige von Apocalypses Handlangern, dessen Motivation und Bekehrung nachvollziehbar sind. Letzteres wird zur treibenden Kraft für Xavier und Mystique. Die anderen Charaktere - wie Storm, Angel und Psylocke - bleiben leider etwas oberflächlich. Dabei wäre es gerade spannend gewesen, die Beweggründe der "bösen" Mutanten näher kennenzulernen.
Immerhin: Der Hauptgegner bekommt ein wenig Tiefe. Apocalypse will mit seinen gewaltigen Kräften die Welt unterjochen, damit sich die Mutanten zu ihren Herrschern aufschwingen können. Es wird zwar nicht ganz klar, warum er das will, doch Oscar Isaac kann das gekonnt überspielen.
Apocalypse wirkt angemessen einschüchternd und stellt eine glaubhafte Bedrohung dar. Obwohl Isaac unter einer Tonne Make-Up beinahe verschwindet, verleiht er dem Bösewicht eine beeindruckende Präsenz.
Greifbar Gut
Was im Film fesselt, wirkt im Nachhinein jedoch schal: Seine Kräfte werden kaum definiert, er scheint das zu können, was das Drehbuch gerade verlangt. Auch wird nicht ganz deutlich, womit er seine Anhänger verführt: Ist es Machtgier oder vielleicht Rache?
Greifbarer wirken da die jungen Schützlinge von Professor X. Jean Grey (Sophie Turner) und Cyclops (Tye Sheridan) stehen dabei länger im Rampenlicht als Nightcrawler (Kodi Smit-McPhee) und Universalgenie Hank McCoy (Nicholas Hoult). Aber auch diese Mutanten bleiben leider oberflächlich. Nebenbei sorgt Nightcrawler in seiner Rolle als Außenseiter für den nötigen Humor. Sehr unterhaltsam ist auch die grandios inszenierte und musikalisch untermalte Szene von Quicksilver (Evan Peters), die eine tragische Sequenz zu einem Highlight des Films werden lässt.
Dabei gelingt es dem Film immer wieder, seine Handlung mit kleinen Gags und Pointen aufzulockern. Er spielt mit seinem 80er-Jahre-Setting und verneigt sich gern einmal vor der Popkultur der damaligen Zeit.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt jedoch: Da dies der letzte Teil einer Trilogie ist, sollte man als X-Men-Anfänger das Universum vielleicht an einer anderen Stelle betreten. Der Film setzt gewisse Vorkenntnisse voraus, auch wenn er sich immer wieder bemüht, dem Zuschauer genug Hintergrundwissen mitzugeben.
Bereits im letzten Trailer wurde der Auftritt von Wolverine (Hugh Jackman) angedeutet, dessen Auftritt zwar spaßig ist, aber für den Rest des Films ohne Konsequenzen bleibt.
Fazit
Insgesamt gelingt es X-Men: Apocalypse, eine neue X-Men-Truppe erfolgreich einzuführen. Die Trilogie, die mit X-Men: Erste Entscheidung (2011) begann, kann er ansprechend abschließen. Er schlägt sogar den Bogen zur ersten Trilogie.
Natürlich gibt es in der eigentlichen Geschichte (und auch in der Abspannszene) genügend Ansätze, um weitere Filme zu ermöglichen. Alles in allem hat X-Men: Apocalypse kleinere Schwächen, schafft es aber durchgehend, spannend und mit Witz zu unterhalten. Fans der Reihe haben definitiv mehr vom Film als alle anderen.