Star Trek VI - Das unentdeckte Land

Originaltitel: 
Star Trek VI - The Undiscovered Country
Land: 
USA
Laufzeit: 
113 min
Regie: 
Nicholas Meyer
Drehbuch: 
Nicholas Meyer, Denny Martin Flinn, Leonard Nimoy, Lawrence Konner, Mark Rosenthal
Darsteller: 
William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, James Doohan, Walter Koenig, Nichelle Nichols, George Takei, Kim Cattrall, Kurtwood Smith
Kinostart: 
05.03.92

Praxis, ein klingonischer Mond explodiert. Dieser Unfall hat zur Folge, dass im klingonischen Reich ein Umdenken beginnt. Man sucht Frieden mit der Föderation. Spock vermittelt ein Treffen des klingonischen Kanzlers Gorkon und des Präsidenten der Föderation. Die Enterprise soll Gorkon zum Treffen eskortieren.
Plötzlich scheint es so, als würde die Enterprise auf das klingonische Schiff feuern. Dort bricht die künstliche Schwerkraft zusammen, und in dem aufkommenden Durcheinander beamen zwei Attentäter an Bord und töten den Kanzler.
Steckt Kirk dahinter? Immerhin haben die Klingonen seinen Sohn getötet. Um den Frieden zu retten stellt sich Kirk den Klingonen.
Spock versucht inzwischen die Umstände zu klären.


Filmkritik:
von Dirk Wilkens-Hagenkötter (für SF-Radio.net)

Im September 1991 feierte das Star Trek Franchise sein 25-jähriges Jubiläum. Das war für Paramount Grund genug einen 6. Film zu produzieren. Allerdings war der 5. ein großer Misserfolg, und man überlegte, wie es am besten weiter gehen konnte. Harve Bennett, hatte die Idee von Star Trek Academy. Erste Überlegungen zu diesem Konzept wurden noch vor Fertigstellung von Star Trek 5 gemacht. Immerhin konnte man so auch die hohen Gagen für die Altstars sparen. Schließlich kam es bei Paramount aber zu Veränderungen auf der Chefetage und man ließ diese Idee fallen. Harve Bennett verabschiedete sich daraufhin von Paramount. Neuer Ausführender Produzent für einen Star Trek Film wurde Leonard Nimoy. Und der hatte auch die Idee, den Wandel im Ostblock für Star Trek zu thematisieren.

Leonard Nimoy holte Nicholas Meyer als Regisseur zu Star Trek zurück und ließ ihm fast völlig freie Hand bei der anschließenden Umsetzung des Projekts. Den Titel des Films „Das unentdeckte Land“ – ein Shakespeare Zitat, hat Meyer gewählt. Ursprünglich hatte er schon Star Trek II so nennen wollen, aber damals konnte er sich nicht durchsetzen.
Meyer hatte außer durch die Filme, an denen er mitgearbeitet hatte, rein gar nichts mit Star Trek zu tun. Das schien eigentlich kein Handicap zu sein, immerhin waren die Ergebnisse immer sehr erfolgreich gewesen. Und auch Star Trek VI wurde ein Erfolg. Es wurde sogar der erfolgreichste aller sechs Filme. Und dennoch war Meyer der falsche Regisseur.

Nicholas Meyer hatte schon bei Star Trek II angefangen, die Vision von Gene Roddenberry auf seine Weise zu interpretieren. Roddenberry hatte einmal Kirk mit dem Romanhelden Hornblower verglichen. Hornblower ist Offizier der britischen Marine in der Zeit Napoleons. Die Romane verfolgen seine Karriere vom einfachen Fähnrich bis zum Admiral. Roddenberry bezog den Vergleich auf den Charakter Kirk mit dem von Hornblower. Insbesondere das „sich für die Untergebenen verantwortlich fühlen“ ist etwas, das Kirk mit Hornblower verbindet. Diesen Aspekt übernahm Nicholas Meyer und baute ihn aus. Vor allem bezog er den Vergleich aber auf das Leben an Bord, das Leben auf einem Kriegsschiff. Das hatte zur Folge, dass aus der Enterprise auch ein reines Kriegsschiff wurde. Mit engen Gängen, engen Kabinen und jeder Menge militärischem Drill. Beispielsweise gibt es auf Meyers Enterprise Mehrbettkabinen, wohingegen schon in der Serienenterprise jedes Besatzungsmitglied eine Einzelkabine hatte.

Auch die Kultur der Klingonen wurde neu ausgerichtet.
Alles, was über sie in bis dahin schon 4 Next Generation Staffeln gesagt wurde, galt nicht mehr. Gerade was die Doppelfolge von der 4. zur 5. Staffel betrifft, wurde sehr viel über die Klingonen gesagt. So hatten Frauen im hohen Rat keinen Zutritt und konnten entsprechend nie Anführerinnen des hohen Rates werden. Das galt für Nicholas Meyer nicht mehr. Mit der Selbstverständlichkeit einer Monarchie wurde Gorkons Tochter die Kanzler-Nachfolgerin.

Wie schon bei Star Trek II baute Meyer Löcher und Widersprüche in die Handlung ein, nur um an anderer Stelle bestimmte Effekte erzielen zu können.
Diese Effekte sind zwar witzig und unterhaltsam, machen aber überhaupt keinen Sinn.
Wieso muss Uhura in Wörterbüchern blättern um auf klingonisch antworten zu können? Die Klingonen würden den Übersetzungscomputer bemerken und Verdacht schöpfen? Aber wenn Uhura sinnloses Kauderwelsch von sich gibt, schöpfen sie keinen Verdacht?

Das es auf der Enterprise eine Küche gibt, obwohl man doch repliziertes Essen zu sich nimmt, ist nicht falsch. Vielleicht fallen die Replikatoren mal aus, oder 4, 5 Leute wollen zusammen etwas kochen. Aber wieso gibt es in der Küche einen Waffenschrank mit Phasern? Nur damit Valeris auf einen Kochtopf feuern kann?
Die Explosion von Praxis sollte die klingonische Variante des Reaktorunglücks in Tschernobyl sein. Das beim Tschernobyl-Gau viele Menschen an der Strahlung starben dürfte klar sein. Aber warum sollte die Vernichtung eines Mondes eine ähnliche ökologische Wirkung auf das gesamte klingonische Reich haben?

Gorkon wurde von David Warner gespielt, der schon in Star Trek V einen unbedeutenden Auftritt als Föderationsbotschafter hatte. Gorkon sollte eine Art klingonischer Abraham Lincoln werden und die Maske wurde so gestaltet, dass Lincols Merkmale, wie zum Beispiel der Bart, recht offensichtlich wurden.
Die Vulkanierin Valeris hatte ursprünglich wieder Saavik sein sollen. Aber Kim Catrall, die sie spielen sollte, hatte keine Lust, als dritte Schauspielerin eine bereits bekannten Figur zu spielen. So wurde aus Saavik Valeris. Man merkt aber noch an vielen Stellen, wie ähnlich sich die beiden Figuren sind.

Es ist schon sonderbar. Star Trek VI bietet so viele Kritikpunkte – und doch ist er einer der besten Star Trek Filme – mit Sicherheit der beste Star Trek Film mit der originalen Crew.
Star Trek VI – Das unentdeckte Land sollte endgültig der letzte Film mit Kirk, Spock und McCoy sein. Ein 7. Film würde dann ein Next Generation-Film werden. In der letzten Logbucheintragung bereitet Kirk den Übergang vor.
Anschließend werden die Unterschriften aller Stammschauspieler eingeblendet, womit sie sinnbildlich diesen letzten Logbucheintrag mit unterschreiben. Diese Verabschiedung gewinnt noch an Bedeutung, da am 24. Oktober 1991, knapp 2 Monate vor der Uraufführung des Films Gene Roddenberry gestorben ist. Der Film wurde ihm gewidmet.
  

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