Star Trek

Originaltitel: 
Star Trek
Land: 
USA
Laufzeit: 
127 min
Regie: 
J. J. Abrams
Drehbuch: 
Alex Kurtzman, Roberto Orci
Darsteller: 
Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Zoë Saldaña, Simon Pegg, John Cho, Anton Yelchin, Bruce Greenwood, Eric Bana
Kinostart: 
07.05.09

Die Zerstörung der U.S.S. Kelvin durch den zeitreisenden Romulaner Nero, bei der auch Kirks Vater ums Leben kommt, erzeugt eine alternative Zeitlinie, in der sich das Design der Sternenflotte und die Biografien der Figuren teilweise erheblich unterschiedlich entwickeln. 25 Jahre später - der Taugenichts James T. Kirk, aufgewachsen bei seinem herrischen Onkel, tut sich - im Gegensatz zur ursprünglichen Zeitlinie - schwer damit, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Während einer Barschlägerei trifft er auf Captain Pike. Pike, der es nicht fassen kann, wessen Sohn er vor sich hat, überredet Kirk, endlich etwas mit seinem Leben anzufangen und der Sternenflotte beizutreten. An der Sternenflottenakademie trifft Kirk auf den Halbvulkanier Spock. Der Kontakt mit Spock vertieft sich, nachdem der Schiffsarzt Leonard McCoy Kirk auf die neue USS Enterprise schmuggelt, wo er mit Spock einen Angriff der feindlichen Romulaner auf Spocks Heimatplaneten Vulkan verhindern soll. Dabei kommt ihm auch der ältere Spock aus der Zukunft zu Hilfe.


Kritik

von Claudia Kern

Ja, auch ich hab ihn gesehen! Nein, ich rede nicht von Die Ludolfs - der Film, sondern von einer kleinen Außenseiterproduktion namens Star Trek. Ohne zu spoilern, kann ich nur bestätigen, was Simon Pegg im Interview dazu sagte: “Dies ist das Prequel, das sich die Star-Wars-Fans gewünscht hätten”.

Die Hauptfiguren

Zuerst einmal die wichtigste Frage: schneidet Zachary Quinto irgendwelche Köpfe auf, um neue Fähigkeiten zu erlangen? Nein, obwohl sein Spock so perfekt ist, dass man glauben könnte, er habe Nimoy das Gehirn ausgesaugt. Quinto ist Spock; die Mannerismen, der durchgedrückte Rücken, die arrogant wirkende Haltung, die Verletzlichkeit hinter der Fassade und die präzise Aussprache. Es stimmt einfach alles. Näher am Original ist nur noch Karl Urban, dessen McCoy jede Szene beherrscht, in der er auftritt. Das bringt uns natürlich zu Kirk, der zentralen Figur des Films. Chris Pine versucht zum Glück nicht, Shatners unnachahmlichen Schauspielstil zu kopieren, aber trotzdem ist er Kirk, jünger, ungezähmter, (noch) draufgängerischer, aber deutlich erkennbar Kirk.

Die anderen Besatzungsmitglieder (Zoe Saldana als Uhura, deren Vornamen Kirk die ganze Zeit herauszufinden versucht und Anton Yelchin als 17jähriger Chekov, den sein Akzent vor Probleme stellt) sind ebenso gut besetzt. Scotty (Simon Pegg) taucht zwar erst in der Mitte des Films auf und hat recht wenig zu tun, macht seine Sache aber so gut, dass man hofft, im nächsten Film mehr von ihm zu sehen.

Die Nebenfiguren

Die Nebenrollen sind ähnlich liebevoll besetzt, von Bruce Greenwood als Pike bis zu Winona Ryder als Amanda. Den großen Gastauftritt eines Star-Trek-Schuspielers will ich hier nicht spoilern. Die meisten von euch werden das zwar ohnehin schon wissen, aber es soll nur gesagt werden, dass er toll ist. Die einzige echte Fehlbesetzung ist Ben Cross als Sarek, der in seinen Szenen ein bisschen so aussieht, als habe man ihm einen Phaser in den Hintern gerammt. Die Assoziation liegt aber vielleicht auch daran, dass ich kurz zuvor Crank 2 gesehen habe. Wer den Film kennt, wird wissen, was ich meine.

Die Enterprise

Kommen wir zur nächsten Hauptfigur: der Enterprise. Sie sieht der alten von außen deutlich ähnlicher als von innen und erinnerte mich ein wenig an die aus Star Trek - Der Film. Allerdings wirkt sie enger, es ist viel los auf den Gängen, überall bewegt sich etwas. Dadurch wirkt das Schiff auf eine Weise echt, die ich bisher in vielen ST-Filmen und vor allem in den Serien vermisst habe. Der restliche “Look” passt sich der Enterprise an. Er ist glatt, aber nicht gelackt, organisch, ohne schmutzig zu wirken und im Fall von Vulkan bombastisch und unterkühlt, was vor der roten Landschaft übrigens wirklich cool aussieht und eine nette Parallele zum Verhalten der Vulkanier darstellt.

Die Handlung

Nachdem wir also geklärt hätten, dass Besatzung und Aussehen super sind, wenden wir uns mal der Handlung zu. Sie wird eindeutig von den Charakteren angetrieben, was auf der einen Seite super ist, auf der anderen jedoch dazu führt, dass man weniger Sorgfalt beim eigentlichen Plot walten lässt und versucht, gewisse Mankos durch Geschwindigkeit auszugleichen. Ich konnte den Film am Premierentag zweimal sehen, morgens in der Presse und abends noch mal mit Publikum, und beim ersten Mal fielen mir zwei extrem unwahrscheinliche Wendungen tatsächlich nicht auf, weil der Film so schnell erzählt ist, dass man schon in der nächsten Szene ist, bevor man über die letzte nachdenken kann. Beim zweiten Mal fielen die… nennen wir es mal… Bequemlichkeiten der Autoren deutlicher auf. Eisplanet + 2 Personen, mehr sage ich dazu nicht.

Aber abgesehen davon ist der Film ungeheuer spannend erzählt und schafft es mit einem simplen Trick, die Kritik der Hardcore-Fans ins Leere laufen zu lassen.

Kurz noch etwas zur Musik: Bei ersten Mal fand ich den Score aufdringlich, beim zweiten Mal gefiel er mir richtig gut. Interessant ist, dass es keine Referenzen zu den ST-Filmen oder den Serien gibt, dafür aber jede Menge (auch außerhalb des Soundtracks) zur Originalserie. Das ist sicherlich kein Zufall und macht auch Sinn.

Als letztes muss ich leider noch auf ein Manko eingehen, das mich davon abhält, Star Trek II vom Podest des besten Star-Trek-Films aller Zeiten zu stoßen, und das ist der White-Trash-Romulaner, Entschuldigung, Nero (Eric Bana). Er ist der Böse, der zwar eine nachvollziehbare Motivation hat, aber natürlich trotzdem böse und ein wenig irre ist. Wir sollen uns auf die Konfrontation zwischen ihm und unseren Helden freuen, um den Ausgang bangen (okay, nicht wirklich) und uns fragen, wie sie es schaffen sollen, ihn zu besiegen. Das Problem ist nur, dass die Figur nicht bedrohlich wirkt und bis zum Ende blass bleibt. Nero ist kein Khan. Seine Wut ist nicht klar genug, sein Verhalten streckenweise unlogisch und seine Tätowierungen machen es schwer, ihn von seinen ebenfalls kahlköpfigen und tätowierten Helfern zu unterscheiden. Nero ist eine schwache Figur, und Eric Bana gelingt es nicht, mehr aus ihr herauszuholen. Schade.

Fazit

Hätte man Nero soviel Sorgfalt zugestanden wie der Besatzung, wäre der beste Star-Trek-Film aller Zeiten dabei herausgekommen. Ja, sogar besser als Star Trek V - Am Rande des Universums… okay, kleiner Scherz. Ja, ich weiß, ganz kleiner Scherz. Niemand schlägt den Shatner.

Abgesehen von Meyer.

Und Nimoy.

Und Abrams.

Und sogar Frakes.

Mit einem Film.

Filmkategorie: